persönliche Betrachtungen zum Klimawandel

Donnerwetter!, 19.02.2005

Ich kann mich noch genau erinnern, als ich das erste Mal, als Schüler eines konservativen Bonner Gymnasiums, Mitte der achtziger Jahre mit einem roten 'Greenpeace'-Pullover in der Klasse auftauchte. Meine Revolutionspubertätsjahre hatten begonnen und von immerhin zwei Lehrern wurde ich gefragt, was das denn mit dem Pullover soll! Als damals schon vom Wettervirus infizierter, wollte ich das Weltklima retten. Zahllose Aufsätze und Diskussionen folgten. Damals gab es zwei Fraktionen, die es heute nur noch teilweise gibt. Ein Teil der Gesellschaft erkannte das Klimaproblem, ein anderer Teil wollte unbedingt Beweise sehen und bestritt alles.

In den Neunzigern begann auch die internationale Politik sich mit dem Klima zu beschäftigen. Die Konferenz in Rio und andere Umweltkonferenzen schafften teilweise erstaunliche Ergebnisse. So wurde der Ausstoß von 'Ozonkillern' weitestgehend reduziert und das Kyoto-Protokoll vorbereitet.

Heute, Mitte des ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts ist das Kyoto-Protokoll, welches die Treibhausgasemission weltweit regeln wird (zumindest in den Beitrittsländern), in Kraft getreten. Es ist ein einmaliger Vorgang, dass sich weltweit so viele Nationen bereit erklären, gemeinsam etwas gegen den Klimawandel zu tun. Kaum ein Wissenschaftler bestreitet heute den Klimawandel durch Treibhausgase. Tragisch ist nur, dass es vielleicht schon zu spät ist, denn Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern, vermuten, dass es einen Punkt gibt, in dem das Weltklima sein Gleichgewicht verliert und nicht mehr zur Ausgangslage zurückkehrt. Dies könnte schon in wenigen Jahrzehnten der Fall sein.

Aus diesem Grund bin ich heute, zwanzig Jahre nach meiner Greenpeace-Pullover-Aktion skeptisch, ob wir noch eine Chance haben, den Wandel aufzuhalten. Einige wichtige Treibhausgasemissionsländer nehmen am Protokoll nicht teil. Das Wirtschaftwachstum steht in vielen Ländern vor dem Umweltschutz, was ich heute auch besser verstehen kann, als früher. Auch ich fahre ein schönes Auto und würde auch nicht gerne darauf verzichten, nur um ein paar Kilogramm CO2 einzusparen.
China mit seiner Riesenbevölkerung will den westlichen Wohlstand erreichen, fast um jeden Preis, auch wenn die Luft in Shanghai und im Großraum Hong-Kong kaum mehr zum Atmen geeignet ist (Die Anzahl der Asthmafälle steigen hier dramatisch an).

Wahrscheinlich müssen wir uns mit dem Klimawandel abfinden und uns auf einige Änderungen einstellen, die die überwiegende Mehrzahl von uns noch erleben wird. Der Treibhauseffekt wird das Klima in Europa wahrscheinlich chaotisch verändern. Wenn wirklich der Golfstrom schwächer wird, dann werden wir uns auf kältere Winter einstellen müssen, mit erheblichen wirtschaftlichen und sozialen Folgekosten. Die Finka auf Mallorca ist dann wirklich eine gute Anlage.
Bleibt dieses Kalt-Szenario für Europa aus, werden die Sommer in Mitteleuropa dem im Mittelmeerraum gleichen. Zudem gibt es wahrscheinlich noch mehr Unwetter. Auch dies hat größere gesellschaftliche Kosten zur Folge.

  Karsten Brandt
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